"ohne Titel" (Abb. hier ohne Gras)

2004. Installation. Unbehandelte Leinwand auf Holz, Blumenkasten aus Holz, englisches Gras, Erde, Bewässerungssystem, Spiegelkubus mit Lichtquelle. 150,5 x 67 cm.

 

 

Nahansicht. Das englische Gras wächst aus dem ausgestanzten Schriftzug heraus.

Aus einer naturfarbenen, unbehandelten Leinwand wächst Gras in Form eines Schriftzuges. Die Schrift ist selbst bei genauerem Hinschauen für den Betrachter nicht verstehbar. Das daraus wachsende englische, hellgrüne Gras ist so fein, als wäre es einer übergepflegten Gartenlandschaft entnommen worden. Das Gras wirkt dadurch so künstlich, dass es einem zum Prüfen und Anfassen verlockt.

Was soll das bedeuten? Ist das Kunst? Man lässt das Bild hinter sich, womöglich ohne etwas darüber herausgefunden zu haben, und trifft nun auf einen im Raum hängenden, scheinbar unbedacht angebrachten Spiegelkubus. Auf jeder Seite des Kubus‘ sind handschriftliche Sätze eingeritzt:

  • „sehen sähen einsichten“
  • „einsicht ist an für sich, was nicht ist. so sieht das nur keiner. ich auch nicht.“
  • „was siehst du?“
  • „ich kann nichts sehen“

 

Alle Schriftzüge leuchten durch eine im Kubus angebrachte Lichtquelle deutlich aus dem Spiegel hervor. An diesem Punkt teilen sich die Beobachter häufig in zwei Gruppen. Die eine Gruppe bringt den Kubus mit dem „Grasbild“ nicht in Zusammenhang und geht weiter. Keine Zeit, keine Auseinandersetzung, nächstes Objekt. Die andere Gruppe, die sich die Zeit nimmt, auch diesen Sinngehalt zu prüfen, hat die Möglichkeit, den Spiegel mit dem Bild zu verbinden, um zufällig oder auch bewusst durch den Spiegel die Spiegelschrift aus Gras im Bild zu lesen: „verstehen wir kunst“.
Die Installation setzt sich demnach explizit mit der Frage von Kunstverständnis und der Sinnfrage von Kunst überhaupt auseinander. Wann ist etwas Kunst und wann nicht? Verstehen wir die Kunst? Will die Kunst überhaupt verstanden werden? Wie intensiv muss ich mich mit einer Arbeit beschäftigen, um sie zu verstehen? Die Fragen kann uns das Kunstwerk nicht lösen, aber zumindest auffordern, sich mit diesen elementaren Sachverhalten zu beschäftigen.