"Kissingladyslips" ist eine großformatige Arbeit, die aus drei verschiedenen Phasen besteht. Sichtbar werden sie jeweils nur durch unterschiedliche Lichtverhältnisse (Tageslicht, UV-Licht und Dunkelheit).
Tageslicht-Phase (s.o): Die Bildoberfläche ist durch ein monochromes, sehr stark leuchtendes Neon-Rosa charakterisiert. Beim näheren Betrachten wird ein in der Mitte befindlicher, dezent hellerer und schwer lesbarer Schriftzug erkennbar. Er besteht aus dem Wort „kissingladyslips“. Auf den Kopf gedreht ergibt dieser Schriftzug die Zahlenreihe „501510016415511“ (vgl. „Stevvanhout_Font“).

Aussschnitt von "kissingladyslips" (UV-Licht)
UV-Licht-Phase: Bei Schwarzlicht scheint der Neon-Rosa-Untergrund zu brennen, zusätzlich wird ein deutliches Bildnis in leuchtendem Gelb-Grün sichtbar. Die Sichtbarkeit des Schriftzuges wird durch das starke Leuchten des fluoreszierenden und phosphores-zierenden Pigments negiert.

Ausschnitt von "kissingladyslips" (Nacht)
Dunkelheit-Phase: Wenn kein Licht auf die Oberfläche fällt, tritt der Neon-Rosa-Untergrund und der Schriftzug vollständig zurück. Was bleibt, ist das Bildnis, das in Gelb-Grün im Dunkeln weiter luminesziert. Die geschätzte Nachleuchtdauer liegt hier bei 6 Stunden.
"Kissingladyslips" beschäftigt sich mit dem Gegenstand des geheimen, des unsichtbaren Bildes. Das Abbild wird durch das Transzendente der unterschiedlichen Lichtphasen, durch das Sichtbare im Unsichtbaren, zu einem Traum und einer Phantasie, die dem Betrachter bei Tageslicht verschlossen bleibt. Erst bei Dunkelheit oder unter UV-Licht entfaltet sich das wahre Bildnis. Im Sinne des geheimen Bildes spielt die Auseinandersetzung mit der Geheimschrift (Schrift vs. Zahlenreihe) und die Mehrdeutigkeit von Wörtern eine besondere Bedeutung. Was hier ebenfalls mit Gewalt aufeinander bricht ist der Gegensatz von minimalistischer Monochromie der Fläche auf der einen Seite und realistischem Naturalismus auf der anderen Seite. Ich bezeichne dies als "Minimal Nature Realism" oder "Minimal Realism".
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